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Ein Blick hinter die Kulissen:
Interview mit unserer Geschäftsführerin

Was macht ein Familienunternehmen erfolgreich? Wie entstehen hochwertige Speisenaufbereitungsgeräte, die täglich im Einsatz sind – vom Imbissstand bis zur Großküche? Und warum lohnt es sich, auf Qualität aus Österreich zu setzen?

Im Interview gibt unsere Geschäftsführerin Sabine Sailer spannende Einblicke in die Geschichte, Werte und Zukunft des Unternehmens.

 

 

Frau Sailer, Ihr Unternehmen hat letztes Jahr 100 jähriges Jubiläum gefeiert und ist ein echter Spezialist in einem Nischenbereich. Wie kam es gerade zur Spezialisierung auf Leberkäswarmhaltegeräte und Öfen zur Speisenaufbereitung?

Tatsächlich war das eher ein Zufall und ein Anspruch der Zeit. Die Leberkäsofen, das Warmhalten an sich, kam nach den Kriegszeiten, als man festgestellt hat, dass man nicht mehr alles frisch machen und von Zuhause aus mitnehmen kann, die ersten To-Go Geschäftsfälle kamen da in Mode. Damals war es schon so, dass der Leberkäse ein Abfallprodukt in jeder Fleischhauerei war, da kam alles hinein, woraus man sonst nichts mehr machen konnte, mit ein bissl Mehl, ein bissl Wasser und Gewürzen und fertig war das Leberkäsbrät. Leberkäse lässt sich wunderbar erwärmen und mein Großvater, Gustav Raming II, hat dann erkannt, dass man dafür einen Ofen braucht. In der Folge kamen die Vitrine, also Funktionalität kombiniert mit ansprechender Optik, das Herzeigen, das Gustomachen vor Ort.

Die Heißluftöfen kamen fast parallel auf, weil schon damals schon nicht in jedem Institut, in jedem Kindergarten, jeder Schule eine Küche errichtet wurde, sondern Fertigessen durch Menühersteller oder, es gab damals auch oft Elternvereine, die das Essen gemacht haben und es brauchte Geräte mit denen dieses Essen erwärmt werden konnte. Der große Umschwung kam dann aber tatsächlich erst mit den großen Menüherstellern, die wirklich professionell in Großküchen kochen und an viele Kunden liefern.

Welche Werte und Traditionen prägen Ihren Familienbetrieb – und wie gelingt der Spagat zwischen Bewährtem und Innovation?

Was uns prägt, sind die gleichen Werte seit 100 Jahren. Ehrlichkeit, Fleiß und Freude. In schweren Zeiten den Kopf nicht zu verlieren und die ganz große Vorgabe ist „Schuster bleib bei deinen Leisten.“ Bleib bei dem, was du kannst.

Der Spagat zwischen Bewährten und Innovation, ist ein ganz schmaler Bereich in dem wir uns da bewegen, weil man kann nicht innovativ sein, ohne das Bewährte zu verlassen.

Regionalität ist für viele Kund*Innen heute ein wichtiges Thema. Welche Rolle spielt sie bei Ihrer Produktion und Lieferkette?

Das Thema hat für uns oberste Priorität. 80 Prozent unserer Zukaufteile kommen aus Zentraleuropa, wenn möglich aus Österreich, Deutschland und Italien. So viel uns möglich ist, beziehen wir aus dem zentraleuropäischen Raum und wir überprüfen regelmäßig, ob wir weitere Lieferanten in diesem Raum akquirieren können.

Wie haben sich die Ansprüche Ihrer Kund*Innen im Laufe der Jahre verändert – z.B. in Hinblick auf Energieeffizienz oder Hygiene?

 Das spielt immer eine wesentliche Rolle und wir sind dem auch gefolgt. Die Ansprüche bezüglich Energieeffizienz oder Hygiene haben sich allerdings nur wenig in den vergangenen Jahren geändert, was sich sehr wohl geändert hat, ist der Anspruch an die Optik unserer Öfen. Hier mussten Geräte entwickelt werden, die auch schön sind und nicht nur ein „Kastl“. Die Geräte mussten in Raumkonzepte passen, ein Aufputz sein, ein Blickfang, nicht nur eine Funktion erfüllen.  

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für mittelständische Produktionsbetriebe in Österreich aktuell?

Zwei Punkte, zum einen sich gegen Billighersteller aus weit über den Landesgrenzen hinaus zu wehren und mit Qualität "Made in Austria" zu punkten.

Zum anderen, sind bei uns in Österreich die sehr hohen Lohn- und vor allem die hohen Lohnnebenkosten eine große Herausforderung für mittelständige Unternehmen.

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Ihr Unternehmen fertigt die Geräte selbst – was bedeutet das für die Qualität und Langlebigkeit Ihrer Produkte?

Wir fertigen von der Blechtafel weg, das heißt, wir haben schon mit dem gelieferten Blech eine Kette begonnen, schon bei der Kontrolle des Bleches und den verlangten Werkzeugnissen der Lieferanten beginnt unsere Qualitätskontrolle. Bei uns gibt es nicht nur eine Qualitätskontrolle am Ende des Prozesses, wir überprüfen jedes Material und jeden Schritt des Gerätebaus gesondert. Als Familienbetrieb, der wir nun mal sind, ist es für uns selbstverständlich, dass jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin für die Qualitätskontrolle zuständig ist. Jedes Blech wird vor dem Biegen in die Hand genommen, jede Glasscheibe auf Kratzer überprüft. Findet unsere Kollegin doch einen Kratzer wird die Scheibe getauscht. Worauf wir besonders stolz sind, wir haben keine stichprobenartige Endkontrolle, sondern bei uns wird jedes einzelne Gerät vor Auslieferung einer Abschlussprüfung inkl. Thermoprüfung unterzogen. Eine bessere Produktkontrolle gibt es nicht.

Ausfälle in den ersten Monaten, sogenannte Montagsgeräte, kann man nie völlig ausschließen, aber die Langlebigkeit unserer Produkte ist nicht nur durch unsere Qualitätskontrollen begründet, sondern liegt schon davor in der Sorgfalt im Produktionsprozess und in der Materialauswahl.

Die Langlebigkeit der alten Ragusgeräte ist unfassbar, wir haben wöchentlich Anfragen für Ersatzteile, für Öfen, die noch mein Großvater gebaut hat, die sind 35 Jahre alt. Da wird oft nach einem Thermostat gefragt „mehr brauch ich nicht, dann ist der Ofen wieder gut“. Leider ist es oft so, dass wir diese Ersatzteile nicht mehr anbieten können, sie werden gar nicht mehr hergestellt oder sind nur zu immens hohen Preisen zu beziehen.

Die aktuelle Durabilität unserer Geräte hat sich verändert. Elektroniken heute sind nicht so lange haltbar, wie früher ein Kapillarrohrthermostat. Dennoch habe ich immer es wieder, dass Geräte aus den ersten Tagen mit der Seriennummer 17 einen neuen Heizkörper brauchen und danach wieder im Einsatz sind. Wir legen Wert darauf, Ersatzteile so lange wie möglich den Kunden anbieten zu können.

In einem Familienbetrieb ist der Zusammenhalt oft besonders groß. Wie sah in der Vergangenheit und wie sieht die Zusammenarbeit jetzt zwischen den Generationen bei Ihnen aus?

"Zwischen den Generationen" gibt es derzeit nicht. Ich bin die vierte und aktuell die letzte Generation, die in diesem Unternehmen tätig ist. Die fünfte Generation ist im Heranwachsen, da ist es aber noch völlig offen, wo sich ihre Zukunft abspielen wird. Die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt beziehe ich auf jetzt auf die Ragus-Großfamilie und wir sind ein Familienbetrieb, das ist etwas anderes als in anderen Betrieben. Es ist kleiner, intimer, vertrauensvoller. Es geht durchaus auch mal etwas heftiger zu, wie das eben in Familien ist. Allerdings arbeiten wir alle gemeinsam an dem gleichen Ziel und das schweißt zusammen.  

Fachkräftemangel betrifft viele Betriebe. Wie schaffen Sie es, Mitarbeiter*Innen zu gewinnen und langfristig zu binden?

All das, was ich zuvor genannt habe, macht einen Riesenunterschied aus. Fachkräfte zu bekommen, ist schwer, das ist unbestritten. Dennoch ist es so, dass nicht jede Fachkraft von Anfang an eine Fachkraft ist. Wir haben viele Mitarbeiter, die zuvor etwas ganz anderes gemacht haben und von uns angelernt wurden und mittlerweile einer Fachkraft entsprechen. Die Ausbildung, ja ist wichtig, aber sie ist nicht unser vorrangiges Auswahlkriterium.

Wir halten unsere Mitarbeiter*Innen lang, indem wir einfach Familie sind. Ich habe eine neunjährige Tochter und so wie ich sind auch viele unserer Mitarbeiter*Innen Eltern. Es ist eine Kleinigkeit, aber ich habe angeordnet, dass wenn die Kinder in der Früh in den Kindergarten, in die Schule gebracht werden, dass die jeweilige Mama oder der jeweilige Papa das in Ruhe tun kann und kommt, wenn das Kind gut, sicher und mit Liebe abgeliefert worden ist, denn diese Zeit kommt nicht wieder. Das ist eine Kleinigkeit, was bei uns ein Wohlfühlgefühl bringt und eine Langlebigkeit bringt. Wie meist üblich, zahlen wir auch Löhne über dem kollektivvertraglichen Mindestlohn, es geht natürlich auch immer über das Finanzielle. Aber dieses Vertrauen und die Freiheiten, gerade in Bezug auf die eigenen Familienbedürfnisse, das ist das, was langjährige Mitarbeiter im Unternehmen schätzen.

Welche Entwicklungen oder neuen Produkte dürfen wir in Zukunft erwarten? Gibt es Innovationen, an denen Sie gerade arbeiten?

Es ist immer so, dass etwas in der Schreibtischlade liegt, an dem gearbeitet wird. Aber würde ich Ihnen das jetzt verraten, wäre es für uns unmöglich, daran in Ruhe weiter zu arbeiten.

Wenn Sie auf die 100jährige Geschichte des Unternehmens zurückblicken – worauf sind Sie besonders stolz? Und was möchten Sie noch erreichen?

Einmal öfter aufstehen, als hinzufallen. Worauf ich stolz bin, dass dieses Unternehmen seit 1924 existiert, als Gustav Raming und Sohn Gmbh. Das Unternehmen begann als Werkzeugmacherei, als Geschirrgrifffabrik. Trotz Kriegen, Wirtschaftskrisen, persönlichen Krisen bis hin zu zuletzt Corona, wir haben es einfach immer geschafft. Wir haben es mal knapp, mal sehr knapp geschafft. Aber es gibt uns immer noch und wir haben nie eine große Sache draus gemacht, dass es eng ist. Wir haben gewusst, es ist eng und haben alles daran gesetzt, dass wir gemeinsam überlegen. Manchmal mit harten Maßnahmen, aber wir haben es immer geschafft. Und wir stehen auch heute noch.